Ein Gastbeitrag von Manuela Krämer.
Geschichten können bewegen, inspirieren und verändern – vor allem, wenn sie echt sind. Genau das ist die Kraft von grünem Storytelling: Es macht Nachhaltigkeit spürbar, statt sie nur zu beschreiben.
Wie kraftvoll das sein kann, das erfährst du heute im Gastbeitrag von Manuela. Sie zeigt dir, warum jede nachhaltige Veränderung mit einer Geschichte beginnt und wie du es schaffst, sie lebendig, authentisch und wirksam zu vermitteln.
Inhalt dieses Beitrags
Echte grüne Transformation beginnt mit einer Geschichte, die wir uns selbst erzählen. Warum das so ist, liegt in unserer ur-menschlichen Natur. Denn der Mensch ist ein erzählendes Wesen.
Wenn also Nachhaltigkeit für dich mehr ist als ein Label, wenn du und dein Unternehmen wirklich einen Beitrag für unsere Umwelt leistest, dann ist Nachhaltigkeit deine Haltung. Und wenn Nachhaltigkeit eine Haltung von dir ist, dann beginnt sie – wie jede Haltung – mit einer Geschichte.
Zuerst kommt die erzählte Wirklichkeit
Stell dir vor, du nutzt nur Recyclingpapier in deinem Büro. Vielleicht züchtest du sogar Bienen? Bei mir wachsen zum Beispiel sehr alte Obstbäume, die mir nicht nur Jahr für Jahr eine tolle Ernte bescheren, sondern auch ein Zuhause und Futterquell für eine große Zahl an Tieren sind. Oder du arbeitest in einem Unternehmen, das nachhaltig handelt, indem es recycelt, kompensiert oder CO₂-Bilanzen veröffentlicht. Was machst du?

Du fragst dich zuerst selbst: Wer bin ich? Warum mache ich das? Was treibt mich an? Worauf bin ich stolz? Ich frage mich zum Beispiel: Warum sind mir diese alten Obstbäume so wichtig?
Und dann erzählst du deine Wirklichkeit nach außen.
Die innere Erzählung entscheidet also, ob „grün“ echt oder nur aufgesetzt wirkt. Grünes Storytelling beginnt daher nicht mit Kommunikation, sondern noch davor mit einem Bewusstsein für oder gegen etwas.
Unsere Wahrnehmung ist das, was wir als Realität empfinden. Sie wird wahr, wenn wir sie in Worte fassen. Daher spricht man auch von erzählter Wirklichkeit, die übrigens ganz verschieden aussehen kann – je nachdem, wer sie erzählt.
Ein Beispiel von mir:
Frage: Warum schaffe ich mir nur Dinge an, die ich möglichst lange nutzen kann? Warum nutze ich Recycling-Papier und zwar immer beide Seiten davon? Warum versuchen mein Mann und ich den Kunststoff, den wir haben, so lange wie möglich weiterzuverwenden?
Antwort: Weil ich der Überzeugung bin, dass ich nur Gast auf dieser Erde bin. Meine Zeit hier möchte ich so gesund und glücklich wie möglich hier verbringen und gleichzeitig unseren Lebensraum für alle anderen (Lebewesen und Pflanzen) bewahren, und das auch für alle, die nach mir kommen.
Meine Antwort ist natürlich viel zu groß und viel zu allgemein. Wie soll man damit das Bewusstsein für Nachhaltigkeit schärfen? Genau da kommt Storytelling ins Spiel.

Finde dein Narrativ!
Wie kannst du das Bewusstsein für Nachhaltigkeit schärfen? Indem du auf passende Narrative setzt! Erst suchst du dir ein passendes, dann erzählst du los.
Auf das passende Narrativ „zahlst“ dann mit den richtigen Geschichten ein, zum Beispiel auf Narrative, wie „Nachhaltig ist gut“ oder „Bio ist gesund“ oder „Wir sind nur zu Gast auf dieser Erde“ etc. Je nach Narrativ wirst du automatisch dein Erzählen ausrichten.
Das nennt man auch strategisches Storytelling.
Beispiel: „Die Grünen“ haben sich in den 80er Jahren bei ihrer Parteigründung ja zuerst „grün’“ genannt und dann fleißig dafür gesorgt, dass die Farbe Grün in Verbindung mit Nachhaltigkeit und Bio gebracht wird – bis heute! Denke auch an die Organisation „Greenpeace“ und wie sie begann, auf sich aufmerksam zu machen.

Indem du passend zu deiner Haltung und dem Narrativ erzählst, schärfst du das Bewusstsein für nachhaltiges Denken und Handeln und machst es sichtbar. Zunächst erzählst du, wie beschrieben, vor dir selbst, dann teilst du deine Haltung in deinem Unternehmen oder im Familien- und Freundeskreis. Später erzählst du mit deinem Team nach außen an Kunden, Lieferanten und trägst deine Haltung so nach und nach wie von selbst und ganz natürlich in die Öffentlichkeit.
Warum nachhaltige Transformation mit der Erzählung beginnt
Warum erzählen? Weil Geschichten wie Wurzeln sind: Sie verankern Werte, geben Richtung und Halt. Wenn also ein Unternehmen sich seiner eigenen Narrative bewusst wird, erkennt es, wo Nachhaltigkeit schon gelebt wird und wo sie noch wachsen darf.
Die nachhaltige Transformation beginnt zum Beispiel, sobald sich Geschichten in Meetings, auf Baustellen, in Werkstätten oder Kantinen erzählt werden. Und das steuerst du mit dem, was dich antreibt (deine Haltung).
Aber Vorsicht: Wer nachhaltig erzählen will, muss zuerst zuhören. Denn hinter jeder grünen Tat steckt ein Motiv, hinter jedem Motiv eine Haltung – und hinter jeder Haltung eine Geschichte.
Grünes Storytelling ist also nicht das Nachplappern von allgemeinen Werten oder Buzzwords, sondern deine persönliche Haltung zu Umwelt- und Klimaschutz. Und dann funktioniert das auch wunderbar, einzigartig und leicht bei jedem Post, bei jedem Blogartikel, bei jedem Kundengespräch und auf jeder Veranstaltung, wo du bist.
5 Tipps für grünes Storytelling
1. Fang im Inneren an – nicht im Image
Statt sofort nach außen zu kommunizieren (Image), lohnt sich der Blick nach innen: Welche Geschichten werden intern erzählt? Wer sind die Menschen, die Verantwortung übernehmen, Ressourcen schonen, neue Wege gehen? Oder als Einzelperson: Was mache ich bereits an Nachhaltigem? Was habe ich davon schon erzählt – und wem?
Authentische Nachhaltigkeitskommunikation wächst aus unseren echten Erfahrungen heraus.
2. Mach den Wandel Schritt für Schritt sichtbar!
Nachhaltigkeit ist ja bekanntlich kein Endzustand, sondern ein laufender Prozess. Für Geschichten sind Prozesse super.
Erzähle von den Schritten, den Umwegen, deinen Entscheidungen und ja, auch von deinen Niederlagen und Rückschritten. All diese kleinen Geschichten über dein „Wie“ leisten zwei Dinge: Erstens schaffen sie Vertrauen nach außen und zweitens helfen sie dir, deinen Weg weiterzugehen.
Du kennst diesen Doppeleffekt sicher: Du erzählst jemandem etwas über dein „Wie“ und gleich fallen dir noch mehr Dinge ein, die du umsetzen könntest.
3. Gib Dingen, Orten und Materialien eine Stimme
Was wäre, wenn die alte Werkbank erzählen könnte? Zieh eine Schublade auf und lass doch mal deine Büroschere von dir und deiner Arbeitsweise erzählen. Oder den Baum vor deinem Firmengebäude, der jeden Wandel miterlebt hat. Oder dein Haustier: Was sagt es über dich aus?
Man nennt das Perspektivwechsel. Diese Wechsel „befreien“ uns vom Zwang, unbedingt etwas Großes, viel zu Allgemeines, zu erzählen. Dafür weckst du etwas Größeres, nämlich Emotionen bei deinen Leser:innen.
Mit Perspektivwechseln kannst du besonders gut zeigen, dass Nachhaltigkeit auch Beziehung zu Dingen, zur Natur und zu Menschen bedeutet.
4. Finde das „Warum hinter dem Warum“
Frage nicht nur: Warum will ich nachhaltig sein? Sondern: Warum ist mir das wirklich wichtig? In diesem zweiten „Warum“ liegt das Herz deiner Geschichte, denn es zeigt den Sinn, nicht die bloße Strategie.
Micro-Storytelling ist ein prima Mittel, um vom „großen Ganzen“ ganz locker mit vielen kleinen Geschichten zum Punkt zu kommen. So kannst du dein „Warum“ regelmäßig von verschiedenen Seiten betrachten und erzählen (siehe auch Tipp 3. Perspektivwechsel).
5. Erzähle zyklisch, nicht linear
Die Natur kennt keine geraden Linien, warum soll dein grünes Storytelling nur streng geradeaus gehen? Auch Storytelling darf kreisen, das heißt du kannst mit Geschichten beobachten, wachsen, ruhen, erneuern.
Erst der Rhythmus macht Geschichten lebendig und im wahrsten Sinne des Wortes nachhaltig.
Nachhaltigkeit beginnt mit Geschichten, nicht mit Taten
Nachhaltigkeit beginnt nicht mit Taten, sondern mit den Geschichten. Erst die Geschichten machen dann diese Taten als solche sichtbar. Wer grün erzählen kann, verändert nicht nur die Kommunikation, sondern die gesamte Haltung dahinter – und steckt damit womöglich viele andere Menschen zu „grünen Taten“ an. So wird das Ganze automatisch nachhal(l)tig (mit doppeltem L).
Ein Beispiel von mir:
2022 habe ich unseren Garten beim Bund Naturschutz als „vogelfreundlicher Garten“ zertifizieren lassen. Ich habe aufgehört Andere zu belehren und gehe einfach meinen (grünen) Weg voran. Die Zertifizierung hängt an unseren Gartenzaun und ich sehe sie als mein „Statement“ nach außen. Manchmal, so wie in diesem Blogartikel, erzähle ich darüber. Vielleicht mache ich so vielen Menschen einfach auch Lust auf nachhaltiges Gärtnern? Auf jeden Fall mache ich sie neugierig.
Über die Autorin – Manuela Krämer

Wer nachhaltige Geschichten erzählen will, darf selbst in Bewegung kommen – im Denken, im Körper und im Fühlen. Manuela Krämer unterstützt Menschen und Organisationen mit ihren Trainings dabei, genau das zu tun.
Mit ihrer Methode „Flex-to-Tell“ verbinden die Teilnehmenden Bewegung und Storyarbeit, denn Manuela ist überzeugt, dass kreative Geschichten besonders gut entstehen, wenn auch Körper, Geist und Seele sich flexibel dehnen und strecken können. Mit ihren Trainings und Story-Walks im Grünen wird zum Beispiel die Natur zum Resonanzraum: Beim Gehen, Beobachten, Hören, Erzählen – entdecken wir dann, wie viele Geschichten schon in uns stecken.
Manuelas Website: https://manuelakraemer.de
PS: Tipp! Lies auch meinen Beitrag „Die Wirkung von Farben: Storytelling für dein Branding„.