Heute habe ich die Ehre, dir ein Interview mit der wunderbaren Maria Almana zu präsentieren. Wie der Titel schon erahnen lässt, es geht um Bücher.
Wir sind uns bei LinkedIn über den Weg gelaufen und sind seit dem im Austausch. Und dann hat sie sich auf meine Newsletter/Gastbeiträge-Tausch-Aktion gemeldet. Sie hatte die großartige Idee mit dem Interview-Tausch. Eine viel schönere Idee, als ein „normaler“ Gastbeitrag. Ich war sofort Feuer und Flamme und so kannst du heute das Interview lesen. Viel Spaß dabei.
Übrigens, die Fragen, die mir Maria gestellt hat, kannst du bald auf ihrem Blog lesen.
Also, los geht’s.
Meine Fragen an Maria
Zuerst einmal vielen Dank, liebe Maria, für diese großartige Idee, einander zu interviewen.

Wie bist du eigentlich zur Buchhebamme geworden?
Das war ein Entwicklungsprozess. Und wie bei vielen guten Entwicklungsschleifen hieß es auch für mich am Ende: „back to the roots“. Denn ich habe unter anderem Germanistik studiert, als Redakteurin und Lektorin in Verlagen gearbeitet, war auch mal Freie Journalistin sowie in einer großen Pressestelle angestellt – nacheinander natürlich.
Das geschriebene und zu druckende Wort hat immer eine Hauptrolle gespielt, eine Zeit lang habe ich sogar gesagt: Ich möchte von A bis Z lernen, wie Bücher entstehen. Hab ich auch geschafft … auf dem Stand der Technik der 1980er Jahre. Tatsächlich war ich in einem Verlag ein Weilchen lang eine der Ersten, die Desktop-Publishing betrieben. Da stand mir ein sehr versierter Schriftsetzer zur Seite – kurz, bevor dieser Beruf endgültig ausgestorben ist. Das war toll, ich habe unglaublich viel von dem Mann gelernt.
Genau: Das Handwerk der Buchkunst in all seinen Facetten hat mich immer schon interessiert. Tut es noch. Und so dachte ich zu Beginn meiner zweiten Selbstständigkeit, ich könnte das zusammenbringen: Texte für das Handwerk – auch außerhalb der Buchwelt – das war mein erster Ansatz. So wurde ich die Texthandwerkerin, Angebot: Bucht mich für eure Texte. Hat nicht funktioniert. Aber schon da gab es Menschen, die kamen auf mich zu – und wollten ein Buch schreiben. Als Selfpublishing immer mehr zur ernst zu nehmenden Option wurde, sah ich meine Chance, eben: zurück zu meinen Buch-Wurzeln. Seitdem gibt es mich als Buchhebamme – das ist jetzt etwa neun Jahre her.
Welche typischen Hürden begegnen dir bei Buchprojekten immer wieder?
Die meisten Hürden meiner Kundinnen und Kunden liegen lustigerweise weder im Text selbst, meist noch nicht einmal im Schreibprozess – sondern eher in der eigenen Einstellung zum geplanten Buch. Das sind Fragen wie:
- Warum soll ich das schreiben, gibt es das nicht alles schon?
- Kann ich überhaupt schreiben?
- Wie geht „gutes Schreiben“?
Um mit der letzten Frage anzufangen: Ich bin fest davon überzeugt, dass es weder „DAS Schreiben“ noch gar „gutes Schreiben“ gibt. Wir alle haben eine eigene Stimme. Und das ist wundervoll. Denn die macht uns unverwechselbar. Was ja automatisch auch bedeutet: Unser Buch, das können nur wir schreiben. Jede und jeder von uns. Ich nenne dies unseren Eigensinn. Der ist im Idealfall immer auch kreativ – hier eben als eigensinniges Schreiben. Und nur, um Menschen besser helfen zu können, diese Hürden zu überwinden, habe ich noch eine Zusatzausbildung in systemischem Coaching, später noch speziell als Schreibcoach gemacht.
„Ich möchte Menschen zum Schreiben ermutigen.“
Das halte ich für das Allerwichtigste: Ich möchte Menschen ermutigen. Zum Schreiben ermutigen. Dazu ermutigen, eine eigene Haltung zu entwickeln – und die schreibend mit Hilfe ihres Buchs zu vertreten. Das ist ein Entwicklungsprozess. Manchmal sage ich auch: Schreiben ist eins der letzten Abenteuer, das wir noch erleben können. Da ist nichts vorgegeben, da können und sollten wir vieles selbst entwickeln, entdecken.
Wenn sich die Idee im eigenen Kopf zu entwickeln beginnt, die ersten Zeilen und Seiten geschrieben sind, ergibt sich vieles wie von selbst, Schritt für Schritt. Notfalls helfe ich ein bisschen nach – kein Problem. Aber die grobe Richtung, die muss aus dem Zusammenspiel von Mensch, Buchthema und Sinn entstehen. Darum gebe ich äußerst ungern Schreibtipps … Ich möchte gern erst sehen, wie und wohin sich Interessen und Potenziale entwickeln. Ist dieser Weg einmal gefunden, gibt es so was wie „gutes oder schlechtes“ Schreiben gar nicht mehr. Dann geht es nur noch um die eigene Stimme. Klar: DIE typische Hürde ist an dieser Stelle fast immer der Zeitfaktor. Doch dieses Problem müssen alle irgendwie meistern, die ein Buch schreiben wollen – da gibt es leider ebenfalls kein Geheimrezept …
Hast du schon einmal ein selbst gestaltetes Buch gesehen, das dich positiv überrascht hat?
Da fallen mir auf Anhieb zwei ein – und beide habe ich schon mehrfach erwähnt. Sie haben einen sehr hohen Kreativ-Anteil. Und definieren in Idee und Ausführung ihren jeweils ganz eigenen Sinn.
Das eine ist „Miss Lovely rettet die Welt“, geschrieben und wunderbar illustriert von Ivana Pittrof – für große und kleine Kinder ab 6 Jahren, die verrückte, bunte Geschichten mögen. Es ist ein modernes Märchen vor dem Hintergrund des Klimawandels. Klimafreundlich gedruckt mit Bio-Farben auf Recyclingpapier. Ich liebe dieses Buch – ja, den Text habe ich begleitet. Aber Ivana hat einfach großartige Ideen, bezieht Stellung und ist vor allem eine großartige Künstlerin.
Noch weiter im Nachdenken über Klimawandel, Recyclebarkeit und vor allem mit alter Handwerkstechnik ging die Fotografin Jana Mänz. Sie hat das Kunstbuch „Naturfotografie natürlich anders“ erstellt, „mit ausgewählten Naturfotografien für alle Sinne, eine Hommage an die Naturfotografie, verbunden mit faszinierenden Texten“.
Es ist handgebunden, absolut kunststofffrei, gedruckt auf Graspapier, das nach frischem Sommerheu und Bienenwachs duftet. Ich fand das so faszinierend, dass ich Jana bat, sich selbst und eben dieses Buchprojekt in meinem dritten Band der Trilogie des Eigensinns vorzustellen. Denn genau das ist solch ein Buch für mich: gelebter Eigensinn – und das war auch der Titel von Band drei.
Welche gestalterischen Fehler springen dir bei Selfpublishern am häufigsten ins Auge?
Was das Cover angeht: Gern werden dafür eigene Fotos genommen – was völlig in Ordnung ist. Nur sind die leider oft zu dunkel, nicht hoch genug aufgelöst oder am Ende als Buchcover nichtssagend. Schade! Auch mag ich solche „Modewellen“ gar nicht … immer wieder sehen sich Cover in einem bestimmten Genre zum Verwechseln ähnlich – das erschwert auch Käufer:innen die Orientierung enorm.
Dass zu viele Schriftarten über- und untereinander schlecht sind, ist selbst mir klar … das gilt für Cover ebenso wie für den Inhaltsblock.
Und da meine Hauptarbeit am Buch ja nach wie vor der Text ist, ärgere ich mich in der täglichen Arbeit häufig mit falschen, nach dem Zufallsprinzip oder gar nicht vorhandenen Formatierungen rum. Am schlimmsten finde ich, wenn Silbentrennungen von Hand eingefügt und dann zu löschen vergessen werden. Spätestens an dieser Stelle wird klar: Professionelle Gestaltung sollte eher vom erwünschten Ende her denken, statt zu gucken: „Wie sieht es jetzt aus“?
Was war dir bei der Produktion deiner eigenen Bücher gestalterisch wichtig?
Wie gesagt: Von mir stammt die Trilogie des Eigensinns. Klingt erst mal nach einem trockenen Thema – ist aber alles andere als das. Unter anderem darum war mir die Gestaltung der Cover extrem wichtig. Das war ein sehr lebendiger Dialog zwischen mir und der Illustratorin Susanne Taggruber: Ich hatte mich in ihre Arbeit verliebt, sie hat einen sehr feinen Humor. Und ich wusste von Anfang an ziemlich genau, was die Cover meiner Bücher beinhalten sollten. Wunderbar war, dass ich damit sehr früh begonnen habe …
So waren die Cover schon fertig, als ich noch an den Büchern schrieb. Hatte zur Folge, dass ich mich manchmal mit den Coverbildern unterhalten habe: «Und, was wünschst du dir so? Soll ich das drin lassen? Oder lieber streichen? Umformulieren?» Das war ein richtig lebendiger Austausch, spätestens dabei sind mir alle drei Cover ans Herz gewachsen. Und ich finde: Genau so sollte es sein! Das sind Chancen, die Selfpublisher viel leichter wahrnehmen können als Verlagsautor:innen, denen leider oft ein Cover «vor die Nase» gesetzt wird.
Ich liebe die Cover meiner drei Bücher nach wie vor sehr. Auch oder vielleicht gerade darum, weil sie alles andere als «genretypisch» sind. Es sind Sachbücher, aber die Cover fangen schon von sich aus an, äußerst lebendig zu erzählen. Nicht umsonst ist mein liebstes Buchgenre ja das erzählende Sachbuch …
Meine Trilogie: mehreigensinn.de/trilogie-des-eigensinns/

Vielen Dank, liebe Maria, für dieses wunderbare Interview!
Sehr inspirierend und spannend. Die von dir erwähnten Bücher sind großartige Beispiele dafür, dass es keineswegs einen Verlag braucht. Und deine Eigensinn-Bücher finde ich ganz wunderbar. Sie stehen jetzt auf meiner Leseliste.
Wenn du auch ein Buch schreiben willst und/oder mehr über Maria erfahren möchtest, wie sie dich unterstützen kann, dann …
Danke, liebe Heidrun!
Ist sehr schön geworden! Werde gleich anfangen, es überall zu erwähnen … Gar nicht mal nur um der „Sichtbarkeit“ willen, sondern vor allem, weil es mir wirklich rundum gefällt.
Maria
Sehr gerne, liebe Maria!
Ach, das freut mich und vielen Dank! 🙂
Herzliche Grüße
Heidrun