Immer digitaler, immer schneller, aber es fehlt oft das Gefühl. Warum analoges Zeichnen mich nicht nur erdet, sondern auch meinen Kund:innen zugutekommt: durch mehr Intuition, mehr Kreativität und authentischere Designs, das erfährst du in meinem Beitrag.
Inhalt dieses Beitrags
Ja, ich hab’s getan. Ich habe mein iPad verkauft. Nicht, weil es kaputt war. Auch nicht, weil es nicht mehr das Neueste war oder mir zu wenig Funktionen bot. Nein. Sondern, weil es einfach nicht mehr zu mir passte.
Klingt erstmal paradox, oder? Schließlich gilt digitales Zeichnen heute als State of the Art. Effizient, flexibel, grenzenlos kreativ. Und genau das dachte ich eben auch, bis ich merkte, dass mir das Analoge fehlt und zu viel Digitales nicht guttut.
Von der iPad-Euphorie zur Ernüchterung
Als die Corona-Pandemie auf dem Höhepunkt war, wollte ich mir mit Illustrationen ein zweites Standbein aufbauen oder zumindest eine zusätzliche Einnahmequelle schaffen. Ich hatte jede Menge Ideen, war voller Motivation und Neugier auf das digitale Zeichnen. Ich habe sogar zwei Bücher für Procreate gründlich durchgearbeitet und für meinen damaligen Blog rezensiert. – Hier kannst du meine Einschätzung nachlesen.

Ein iPad, der Pen und unzählige kreative Möglichkeiten, das klang so toll. So aufregend. Ich freute mich riesig darauf. Ich habe losgelegt und auch einige ganz nette Zeichnungen damit gemacht …
Tja, und dann? Irgendwie … wurden das iPad und ich nie ein richtig gutes Team. Wir wurden nie richtig warm miteinander.
Warum ich das analoge Zeichnen brauche
Beim digitalen Zeichnen auf einem Bildschirm fehlte mir einfach das Echte:
- der direkte Kontakt zum Papier
- die kleinen Zufälle, die man nicht rückgängig machen kann
- das Unperfekte, das Leben in die Linien bringt
So blöd es auch klingt – auf Papier bin ich einfach freier.

Ich kann mich treiben lassen, ohne technische Ablenkung. Ich bin ganz im Moment. Verliere mich darin. Die Ideen fließen nur so aus mir raus. Das digitale Zeichnen dagegen stresst mich eher. Und komme nie so richtig in den Flow.
Und mit der Zeit habe ich zudem gemerkt: Mir tut zu viel Digitales grundsätzlich einfach nicht gut. Ich brauche das Analoge, um mich zu erden. Um wieder zu fühlen, statt nur zu funktionieren.
Technik, KI und das Gefühl für Kreativität
Vielleicht hängt das alles auch damit zusammen, dass ich in den letzten Wochen wieder viel über das Zusammenspiel von Mensch, Technik & Kreativität nachgedacht habe.
Vielleicht hast du es gesehen, ich habe kürzlich das Buch „KI für Illustratoren & Kreative“ gelesen und hier im Blog rezensiert: Lies gerne hier rein.

Und obwohl ich KI durchaus spannend finde – als Unterstützung, als Werkzeug, als Inspiration – spüre ich:
Technik darf bzw. kann uns unterstützen, aber nicht ersetzen.
Gerade in kreativen Berufen brauchen wir diese Verbindung zu uns selbst, zu unserer Intuition und zu echten Materialien. Sonst geht etwas sehr Essenzielles verloren.
Ein Schritt zurück – und doch nach vorn
Manchmal bedeutet Weiterentwicklung nicht, noch mehr Tools zu nutzen, sondern sich bewusst auf das Wesentliche zu besinnen.
Für mich heißt das: wieder mehr analog zu zeichnen, mit Bleistift, Aquarell, Markern und Finelinern (habe mir erst heute ein neues Set bestellt). Wieder mehr handgemacht, spontan, lebendig und echt. Und das kann keine KI der Welt.
Zu all meinen Überlegungen passt die aktuelle Podcastfolge von Franziska Walter „Kreativität in der Selbstständigkeit: Wie du als Designer*in deine Freude am Machen zurückgewinnst“. Genau diese Freude hatte ich durch das iPad und das fast nur noch digitale Arbeiten verloren.
By the way: Ich arbeite gerade in (fast) jeder freien Minute an meiner Website/Blog für meine analogen Arbeiten: Runa’s Art. Das wird mein öffentlicher Ort für Zeichnungen, Skizzen und anderes Kreativzeug, das einfach raus in die Welt will – ungefiltert, unperfekt, ehrlich und echt.
Es wird mein Ventil, mein Ausgleich, zu meiner digitalen Arbeit als Grafikdesignerin. Beides zusammen ergänzt sich wunderbar und ich verliere meinen kreativen Spirit nicht, durch zu viel Digitales. Und das kommt auch dir zugute, als meine Kund*in.
Und du?
Wie ist das bei dir?
Bist du Team Digital, Team Analog? Oder suchst du (wie ich) den Mittelweg?
Ich freue mich auf deine Gedanken dazu in den Kommentaren.